Habe ich zu wenig getan?


Mein Hund ist schwer erkrankt und in mir nagt die Frage, ob ich für ihn zu wenig getan habe?


 

Der heutige Blogbeitrag wird etwas persönlicher, weil ich aus meine Gesprächen mit anderen Hundehalterinnen (es sind aktuell fast nur Frauen, die ich bei einem Gesundheitsproblem ihres Hundes unterstützen darf..) auch diese Fragen heraushöre..

  • Habe ich zu wenig getan?
  • Habe ich etwas falsch gemacht?
  • Hätte ich mehr tun können?
  • War ich zu nachlässig?
  • War ich unaufmerksam?
  • Ist mein Hund meinetwegen krank?
  • .. bin ich.. habe ich.. hätte ich.. beliebig fortführbar..

Und so läuft es dann innerlich ab...


Meinen Hundesenior Frodo hat mit seinen 15 Jahren am Wochenende das Vestibularsyndrom erwischt (Störung des Gleichgewichtsorgans im Innenohr) mit Schwindel und Übelkeit, Kopfschiefhaltung, Augenzittern, schwankendem Gang - das volle Programm..

Wir mussten dann doch am Feiertag einen tierärztlichen Notdienst anfahren, wo er gründlich untersucht wurde..

 

Und da ging es dann los mit meinem schlechten Gewissen und dem Gefühl, mich rechtfertigen zu müssen..

  • Die Krallen sind recht lang
    • ja, das weiss ich, wir sind immer dran, er läuft sie im Wald nicht ab
    • (hätte ich noch öfter mit dem Krallenschleifer dabei gehen sollen? War ich nachlässig? Hätte ich statt den Patientenplan zu schreiben, doch lieber noch einmal die Krallen machen sollen anstatt es auf einen anderen Tag zu verschieben?)
  • Er ist ziemlich dünn
    • Ja, er verwertet gerade nicht gut und es ist nicht einfach, da bei seiner Bauchspeicheldrüsenproblematik genug Kalorien in die Ration zu bekommen
    • (oh je.. ist er verhungert? Hätte ich ihm noch mehr geben müssen? Habe ich die Ration falsch berechnet? Hätte ich ihn öfter auf die Waage stellen müssen?)
  • Die Zähne sind sehr schlecht - da muss dringend etwas gemacht werden - die oberen hier sind sogar locker
    • Ich weiss , ich spare schon auf eine Zahnreinigung
    • (auwei..der andere Tierarzt hat mir nicht gesagt, dass es so schlimm ist, die Zahnreinigung ohne Narkose war der totale Reinfall, hätte ich früher handeln müssen? Hat er jetzt das Vestibularsyndrom wegen der Zähne? Ist es meine Schuld?)
  • Und Arthrose hat er auch - nein, Novalgin reicht da nicht aus als Schmerzmittel
    • Der bisherige Tierarzt hat es mir mitgegeben gegen Schmerzen..
    • (Hätte ich besser nachfragen sollen beim anderen Tierarzt? Habe ich nicht aufgepasst? Reichen die Mittel, die er bekommt nicht aus? Leidet er meinetwegen?)

Und das ging jetzt ein paar Tage so - das Karussell aus schlechtem Gewissen und "hätte..sollte..habe ich.. hätte ich doch.. was denken die jetzt von mir?" besonders dem Gedanken, dass ich es als Tierheilpraktikerin hätte besser wissen, machen, können müssen..??


Und dann das große "NEIN"


Und dann kam in mir das große "NEIN"!

Ja, ich bin vom Fach und ja, sicher hätte "man" immer mehr tun können - das kann "man" ja immer.. 😉

 

ABER - ich habe zu jeder Zeit das mir bestmögliche gegeben und getan - zwischen 20-Stunden-Stelle, weiter anlaufender Tierheilpraxis, 3 Hunden über 11 Jahren, Haus mit Garten, altem Auto mit teuren Reparaturen, in neuer Lebenssituation, weniger Einkommen, irren Rechnungen vom Gasanbieter und dem, was so ein Leben so alles für einen bereit hält..

 

Ich habe geschaut, ich war beim Tierarzt, ich habe Wege gesucht, ich habe Mittel gekauft und gegeben, ich habe mir Gedanken gemacht..

 

Und so ist es bei DIR auch - natürlich geht immer mehr dies und mehr das und mehr jenes - Wenn man nicht mehr arbeiten geht und im Lotto gewonnen hat und jemand kommt und Haus und Hof reinigt und pflegt und man Zeit hat, sich nur um die Gebrechen und Krankheiten des liebesten Fellkollegen zu kümmern - Dann geht so richtig viel mehr 😉

 

Wir sind Menschen und zu einem menschlichen Leben gehört es, dass da mal die Kraft fehlt.. dass das Geld fehlt.. dass die Zeit fehlt.. dass man keine Ideen mehr hat.. dass man einfach nicht weiter weiss .. dass man Sachen nicht bemerkt, weil der Kopf voll ist.. dass man Stress hat.. dass man dem Bauchgefühl einmal nicht vertraut .. dass man einem Fachmann nicht genug Fragen stellt.. dass man sich irrt..

 

Du hast immer genau so viel getan, wie du tun konntest - und das war absolut genau so richtig, wie es ist - vergiss das bitte nie! Und lass dir von niemandem ein schlechtes Gewissen einreden oder das Gefühl geben, du müsstest dich für dein Tun rechtfertigen :-)


♥-lichst Tanja

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Kommentare: 1
  • #1

    Anja Riesenberg (Montag, 08 April 2024 21:39)

    Mir absolut aus dem Herzen geschrieben.
    LG